Hannover (ots) –
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit ist die Versuchung für Unternehmen oft groß, ihre Kosten durch Entlassungen zu senken. Sie sehen im Personalabbau eine schnelle und effektive Lösung, um sich der Krise zu stellen. Doch ist diese Strategie tatsächlich richtig?
„Erstmal sind Kündigungen ziemlich teuer: Klagen, Abfindungen oder Freistellungen kosten ordentlich. Kündigungen schaden außerdem nicht nur der Reputation des Unternehmens, sie führen auch zu Wissensverlust, geringerem Mitarbeiterengagement und einem Rückgang der Innovationskraft“, erklärt Robert Giebenrath. Er betreut über 100 Wachstumsunternehmen aus dem Mittelstand und weiß, wie in Krisenzeiten wirklich gehandelt werden sollte. In diesem Gastartikel verrät er daher, warum Entlassungen in Krisenzeiten nicht immer die beste Lösung sind und wie Unternehmen stattdessen handeln sollten.
Kündigungen sind nur der letzte Ausweg
Wer als Unternehmer wirtschaftlich allmählich in Schieflage gerät, ist oft versucht, den Problemen mit der Kündigung der vermeintlich überflüssigen Mitarbeiter zu begegnen. Die großen Aktiengesellschaften können hier als unrühmliches Vorbild dienen: Dort werden immer häufiger eigentlich unbedeutend erscheinende Anlässe mit einem Personalabbau beantwortet. Für mittelständische Unternehmen ist dies jedoch nur selten ein sinnvoller Weg. Jede Kündigung sorgt erst einmal nicht sofort für Einsparungen, sondern bringt erheblichen Verwaltungsaufwand und vor allem Kosten mit sich: Abfindungen, Folgezahlungen oder gar Kündigungsschutzklagen kosten viel Geld.
Zudem führen Kündigungen aus wirtschaftlichen Gründen oft schnell zu einem Verlust an Ansehen und Vertrauen bei den Geschäftspartnern und den verbliebenen Mitarbeitern. Wer fürchten muss, dass eine Rechnung nicht rechtzeitig beglichen wird oder er selbst vielleicht bald gekündigt wird, könnte sich schnell nach einem anderen Unternehmen umsehen. Dies kann zu einem echten Teufelskreis werden, an dessen Ende die ausgesprochenen Kündigungen die Situation sogar noch weiter verschlechtert haben. Vor diesem Hintergrund sind Kündigungen selten ein liquiditätschonender Weg, und sollten in Krisenzeiten wirklich nur die letzte Möglichkeit darstellen. Doch welche besser geeigneten Alternativen stehen Unternehmern zur Verfügung?
Meist ist die Produktivität das wahre Problem
Zunächst sollten Unternehmer sich vor allem intensiv den vollständigen Finanzdaten des Betriebes widmen. Nur wer weiß, wo am Ende die meiste Liquidität abfließt, kann effektives Costcutting betreiben. In mittelständischen Betrieben wird die Analyse größtenteils ergeben, dass hier vor allem das eigene Personal der größte Kostentreiber ist. Aus den geschilderten Gründen sind schlichte Entlassungen hier jedoch selten das geeignete Mittel, um wirklich Kosten zu sparen.
Stattdessen sollte man die Personalkosten als Ganzes in den Blick nehmen: Nach einer Faustformel sollten die Kosten für das Personal ungefähr ein Drittel des Rohertrags betragen, um wirklich produktiv zu sein. Wenn daher vom Umsatz nach Abzug der Material- und sonstigen Kosten über 33 Prozent Personalkosten übrigbleiben, hat das Unternehmen ein Produktivität-Problem – die Mitarbeiter erzeugen nicht genügend Wertschöpfung.
Austausch des Personals ist nur selten sinnvoll
Wie sollten Unternehmen nun darauf reagieren? Zum einen könnten sie natürlich die unproduktivsten Mitarbeiter identifizieren und durch neue Mitarbeiter ersetzen. Jedoch wurde schon beschrieben, dass Kündigungen zumindest mittelfristig mehr kosten als nützen, und die Schwierigkeiten bei der Suche neuer Mitarbeiter sind hinlänglich bekannt. Daher besteht die klügere Alternative meist darin, als Reaktion den Output pro Mitarbeiter zu erhöhen, um wieder in die produktive Zone zu gelangen.
Hier stehen den Unternehmen verschiedene Maßnahmen zur Verfügung. Die erste und wohl am einfachsten umzusetzende Maßnahme ist die Steigerung der Motivation. So können etwa Benefits wie Prämien, staatlich geförderte Zusatzleistungen, Firmenfeiern oder eine bessere technische Ausstattung geeignet sein, die Motivation der Belegschaft und damit auch die allgemeine Leistungsbereitschaft zu stärken. Am nachhaltigsten ist jedoch eine genaue Analyse aller Umsätze anhand der KPIs, um per Controlling genau die Bereiche auszumachen, die das Unternehmen bislang von einer wesentlichen Umsatzsteigerung abgehalten haben. So lässt sich auch indirekt die Produktivität erhöhen, da der Anteil der Personalkosten am Rohertrag sinkt, je höher der jährliche Umsatz ausfällt.
Die Lösung ist solides Finanzmanagement
Auf der anderen Seite kann auch der Output der Mitarbeiter direkt beeinflusst werden, indem ihnen über technische Hilfestellungen möglichst viel an Routinearbeiten abgenommen wird. Hier bieten heute verschiedene Hard- und Softwarelösungen einen erstaunlichen Mehrwert, wenn es darum geht, über Automatisierung und Standardisierung immer wiederkehrende Arbeitsschritte zu übernehmen und so das Personal spürbar zu entlasten. Einzelne Investitionen in digitale Anwendungen und Arbeitsgeräte haben sich daher meist schnell rentiert, zumal sie auch das Potenzial haben, für eine höhere Motivation bei der Arbeit zu sorgen. All dies sorgt für einen steigenden Output jenseits der Quote von 33 Prozent und kann wiederum steigende Umsätze bewirken.
In Krisenzeiten sollte daher immer die genaue Analyse der Kennzahlen des Unternehmens an erster Stelle stehen. Auf diesem Fundament verfügt der Unternehmer dann über die nötigen Informationen, um die Produktivität der eigenen Belegschaft zu steigern und die Bereiche auszumachen, die das Unternehmen bislang an der Umsatzsteigerung gehindert haben. Nur wenn absehbar nicht genügend Liquidität oder Zeit vorhanden ist, sollten auch Entlassungen angedacht werden. Dies jedoch wirklich nur als letzter Schritt, um tatsächlich als überflüssig erkanntes Personal abzubauen – und nicht, um kurzfristige Engpässe zu überbrücken.
Über Robert Giebenrath:
In seiner Funktion als externer CFO (Finanzvorstand) verantwortet Robert Giebenrath mit seiner Firma RG Finance die finanzielle Planung und Absicherung erfolgreicher deutscher Wachstumsbetriebe. Erste Einblicke in die Welt des Finanzmanagements erhielt der Finanzexperte während seines Studiums der Wirtschaftspsychologie. Seine Expertise gründet sich vor allem auf einer langjährigen Tätigkeit bei einer renommierten Consulting-Boutique, in der er als Projektleiter tätig war. Er betreute in dieser Zeit rund 150 Unternehmen und absolvierte gleichzeitig zahlreiche Aus- und Weiterbildungen mit finanzstrategischem Schwerpunkt. Anschließend gründete er die RG Finance GmbH, welche er noch heute als Geschäftsführer leitet. Als externer CFO unterstützt das Expertenteam um Robert Giebenrath ambitionierte Unternehmen bei der sicheren Skalierung und setzt ein ausgeklügeltes Controlling- und Risikomanagement-System um. Weitere Informationen unter: https://www.rg-finance.de/
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