Bundespolizeidirektion München: Staatsanwaltschaft Weiden und Bundespolizei gelingt Schlag gegen europaweit agierende Schleuserorganisation / Wohnungsdurchsuchungen und Festnahmen in Dortmund und Bochum sowie den Niederlanden

München (ots) –

Der Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft Weiden zur Bekämpfung der
grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität nach dem
„Traunsteiner Modell“ und der Münchner Bundespolizeiinspektion
Kriminalitätsbekämpfung ist am Mittwoch (6. August) ein Schlag gegen
die organisierte Schleusungskriminalität gelungen: Insgesamt konnten
fünf mutmaßliche Mitglieder eines international agierenden
Schleuser-Clans in den frühen Morgenstunden in einer durch die
Bundespolizei zusammen mit EUROPOL und EUROJUST koordinierten Aktion
in Deutschland, den Niederlanden sowie Bosnien- Herzegowina
festgenommen werden. Spezialeinheiten der Bundespolizei, die vor Ort
von der Weidener Staatsanwaltschaft begleitet wurden, sowie der
niederländischen Polizei durchsuchten insgesamt drei Wohnungen in
Dortmund und Bochum sowie ein Objekt in Houten / Niederlande. Zudem
wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt wie die bei der
Tatausführung genutzten Smartphones und Fahrzeuge sowie geringe
Mengen Betäubungsmittel.

Ausgangspunkt der groß angelegten Aktion waren aufwändige
Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Weiden in Zusammenarbeit mit
Ermittlern der Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung
München sowie der Bundespolizeiinspektion Waidhaus gegen eine
mutmaßliche Bande, die seit mindestens 2021 Schleusungen vorwiegend
syrischer Staatsangehöriger, unter anderem über die sogenannte
„Balkanroute“, organisiert und durchgeführt haben soll.
Den festgenommenen Beschuldigten im Alter zwischen 26 und 37 Jahren
mit syrischer Nationalität werden konkret 40 banden- und
gewerbsmäßige Schleusungstaten mit mindestens 500 Geschleusten
vorgeworfen. Aufgrund der Überwachungsmaßnahmen ist jedoch von einer
deutlich höheren Dunkelziffer auszugehen. So brüstet sich die
Organisation selbst, im Jahr 2022 bis zu 480 Personen pro Tag nach
Europa und Deutschland eingeschleust zu haben. Pro Schleusung sollen
dabei je nach Schleusungsroute und -aufwand durchschnittlich zwischen
2500 und 4.500 Euro veranschlagt worden sein. Im Zeitraum von 2022
bis 2025 sollen so mindestens 1,4 Millionen Euro an Schleuserlohn
zusammengekommen sein. Unter Zugrundelegung der eigenen Angaben der
Organisation ist jedoch von einem geflossenen Schleusungsentgelt von
ca. 10 Millionen Euro auszugehen.

Die Vielzahl der mutmaßlichen Schleusungen und deren Verzweigung in
diverse europäische Länder zeigen deutlich, wie komplex die
Ermittlungen waren und wie eng sich die beteiligten Behörden dabei
abstimmen mussten. Der Verdacht richtet sich gegen hochrangige
Schleuserorganisationen, welche sich ihres international etablierten
Schleuser-Netzwerks bedienen und über moderne
Kommunikationsplattformen die Schleusungen von deutschen Wohn- und
Geschäftsorten aus organisieren.

Auch während dieser Ermittlungen bestätigte sich leider der
bundesweite Trend, dass Schleuserbanden zunehmend gewaltbereit und
rücksichtslos agieren und sich weiter professionalisieren. Es besteht
der dringende Verdacht, dass es sich auch bei der hier im Fokus
stehenden Gruppierung um hochprofessionell agierende Täter mit hoher
krimineller Energie handelt. Diese erwirtschaften erhebliche
finanzielle Gewinne, riskieren das Leben unzähliger Menschen auf den
teils extrem beschwerlichen Schleusungsrouten und schrecken auch vor
Gewaltanwendungen gegen Migranten und gegen rivalisierende
Schleuserbanden nicht zurück. Gegen diese Art der organisierten
grenzüberschreitenden Kriminalität kann effektiv nur durch eine enge
Zusammenarbeit mit EUROPOL und EUROJUST vorgegangen werden. Zur
Koordinierung der erforderlichen internationalen Ermittlungen wurde
im vorliegenden Verfahren mit Unterstützung von EUROJUST im Jahre
2024 ein gemeinsames Ermittlungsteam mit Bosnien-Herzegowina, Serbien
und Polen gegründet.

Die bei den Ermittlungen der Spezialabteilung der Staatsanwaltschaft
Weiden zur Bekämpfung der grenzüberschreitenden und organisierten
Kriminalität („Traunsteiner Modell“) und der Bundespolizeiinspektion
Kriminalitätsbekämpfung München verfolgten Spuren führten auch nach
Bosnien-Herzegowina und in die Niederlande.

Hintergrund:
Das sogenannte „Traunsteiner Modell“ zur Bekämpfung der
grenzüberschreitenden und organisierten Kriminalität wurde inzwischen
bei allen grenznahen bayerischen Staatsanwaltschaften eingeführt. Die
jeweiligen Spezialabteilungen arbeiten bei der Verfolgung von
international agierenden Schleuserbanden, Drogen- und Waffenhändlern
nicht nur eng mit den ausländischen Polizei- und Justizbehörden
zusammen, sondern auch mit Eurojust und Europol. Ziel ist es, durch
eine Spezialisierung, Intensivierung und Koordinierung
internationaler Ermittlungen erfolgreich Strukturermittlungen zur
Ergreifung und Überführung der Hintermänner durchzuführen.

Die Bundespolizeiinspektion Kriminalitätsbekämpfung München ist
innerhalb der Bundespolizeidirektion München zuständig für die
umfassende Bearbeitung komplexer Ermittlungsverfahren mit schwieriger
Beweisführung, insbesondere im Bereich der grenzüberschreitenden und
organisierten Kriminalität. Inhaltlich ergeben sich die zu
bearbeitenden Deliktsbereiche aus den gesetzlichen Aufgaben der
Bundespolizei und umfassen regelmäßig banden- und gewerbsmäßig
qualifizierte Straftaten in Zusammenhang mit Schleusungen sowie
Straftaten zum Nachteil der Deutschen Bahn oder deren Nutzer wie
Computerbetrug oder Transportgutdiebstahl.
Neben der Durchführung und Koordination umfangreicher offener und
verdeckter Ermittlungsmaßnahmen der Strafprozessordnung gehören zu
den Kernelementen der Ermittlungsarbeit der Bundespolizeiinspektion
Kriminalitätsbekämpfung München eine eng vernetzte internationale
Zusammenarbeit auf bi- und multilateraler Ebene einerseits sowie die
intensive Nutzung IT-forensischer Methoden auf dem neuesten Stand der
Technik anderseits.

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Staatsanwaltschaft Weiden
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Tel.: +49 961 3000 299
E-Mail: [email protected]

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Quelle: ots