München (ots) –
Die geplanten Themen:
Angela Merkel auf der Buchmesse
„Was also ist mein Land?“ – Stets wollte sie die „Kanzlerin aller Deutschen“ sein. Erst am Ende ihrer Amtszeit erinnerte sich Angela Merkel auch öffentlich daran, dass sie nicht nur als erste Frau, sondern auch als erste „Bürgerin aus dem Osten“ in dieses Amt gelangt war. Ihre emphatische Rede zum Tag der Deutschen Einheit 2021 war Balsam für die Wunden vieler ihrer ehemaligen Landsleute aus der DDR. „Was also ist mein Land?“ – das Buch mit Reden, auch mit jener signifikanten „Wir schaffen das“-Rede. In Leipzig, wo Angela Merkel einst Physik studierte, wird sie im Rahmen der Buchmesse von Giovanni di Lorenzo befragt. „ttt“ war dabei. (Autor: Andreas Lueg)
Österreich – Gastland der Leipziger Buchmesse 2023
Was wären wir ohne die Gedichte Ingeborg Bachmanns, ohne die sich endlos in sich selbst verbeißenden Figurenmonologe Thomas Bernhards? Was ohne die in ihrer Heimat als Nestbeschmutzerin verschriene Nobelpreisträgerin Elfriede Jelinek? Viele der heute zum Kanon gehörenden Schriftsteller und Schriftstellerinnen schreiben zwar auf Deutsch und fanden hier ihre Verlage, aber sie stammen aus Österreich. Wie kommt es, dass ausgerechnet dieses Land so reich an herausragenden Dichterinnen und Dichtern ist? Anlässlich des österreichischen Auftritts als Gastland auf der diesjährigen Buchmesse in Leipzig geht „ttt“ der Frage nach, was den besonderen Sound dieser Literatur ausmacht. Wir treffen die Schriftstellerin Raphaela Edelbauer mit ihrem neuen Roman „Die Inkommensurablen“, der in Wien am Vorabend des Ersten Weltkriegs spielt. Wir sprechen mit dem tschechisch-österreichischen Schriftsteller Michael Stavaric, dessen neuer Roman „Das Phantom“ enge Verbindungen zu Thomas Bernhard aufweist und lernen von dem Schriftsteller Franzobel, inwiefern Österreich mit Indonesien vergleichbar sein könnte. (Autorin: Simone Unger)
Leipziger Buchpreis
Ihre Aufgabe als Dichterin sei es, die Sprache und ihre Worte gegen Gewalt und Missbrauch zu verteidigen. Die russische Schriftstellerin Maria Stepanova bekommt in diesem Jahr den Leipziger Buchpreis zur europäischen Verständigung. Der Preis sei für sie sehr wichtig, sagt Maria Stepanova gegenüber „ttt“. Er zeige, dass es für die russische Sprache, nicht für den russischen Staat, noch eine Chance gibt, Teil dieser europäischen Verständigung, Teil der europäischen Kultur zu sein. (Autor: J.-U. Korsowsky)
„Forum für eine offene Gesellschaft“ auf der Leipziger Buchmesse
Der Glaube an die Demokratie, das Vertrauen der Menschen in die Politik, die Medien und sogar die Wissenschaft – all das scheint zu schwinden. Warum das so ist, und was dagegen getan werden kann, dieser Frage will das „Forum für eine offene Gesellschaft“ auf der Leipziger Buchmesse nachgehen. Vier Tage lang diskutieren hier Autoren, Wissenschaftler und Politiker über die immer drängender werdenden Themen unserer Zeit. Wobei die spannendste Frage an dem neuen Format möglicherweise die ist, wie offen die Gesprächspartner überhaupt für die Argumente der Gegenseite sind. Was also braucht eine erfolgreiche ‚offene Gesellschaft‘? Konstruktiven Streit, lautet eine Forderung. Einen gemäßigten Konservatismus, der sich erfolgreich nach rechts abgrenzt, eine andere. „ttt“ spricht unter anderem mit dem Politikwissenschaftler Thomas Biebricher über sein Buch „Mitte/Rechts – die Krise des Konservatismus“. (Autorin: Petra Böhm)
KI und die Buchbranche
Die Buchmesse ist wieder zurück auf dem Messegelände. Doch ganz so euphorisch geht es nicht zu. Es kann gut sein, dass viele dieser Mitwirkenden demnächst arbeitslos sein werden. Erst knapp ein halbes Jahr existiert der Internet-Dialog-Roboter ChatGPT und hat bereits weltweit Universitäten, Schuldirektionen, Schriftsteller und Sachbuchautoren in Aufruhr versetzt. ChatGPT kann Gedichte in jeder gewünschten Form und Metrik verfassen, Magisterarbeiten schreiben, das Wissen der Welt wohl formuliert und sortiert zusammenfassen und sogar Prüfungspläne innerhalb weniger Sekunden erstellen.
ChatGPT ist DIE Revolution der Kulturgeschichte des 21. Jahrhunderts. Wir haben auf der Buchmesse mit Holger Volland von „Brand Eins“ und früheren Vizepräsidenten der Frankfurter Buchmesse gesprochen. (Autor: Rayk Wieland)
Nachruf Harry Belafonte
Für ihn war jeder Song politisch. Selbst sein wohl berühmtester ,,Banana Boat Song“, mit dem Belafonte sich in die Charts der 50er Jahre sang. Das Lied erzählt von schlecht bezahlten Hafenarbeitern, die für gerechten Lohn kämpfen. Jener Song, auf seiner ersten Platte ,,Calypso“, machte ihn für immer berühmt, und das, obwohl Belafonte eigentlich nie Sänger werden wollte. Belafonte kam aus armen Verhältnissen und wuchs im Stadtteil Harlem auf. Nach dem Militär verdiente Belafonte sich als Hausmeister-Gehilfe in New York.
Der junge Belafonte war so begeistert von der Bühne, dass er sich daraufhin für die Schauspielschule entschied. Hier studierte er mit Kollegen wie Tony Curtis, Marlon Brando und Walter Matthau und wurde zum Star. Insgesamt trat Belafonte in über 40 Hollywood-Filmen auf.
Er engagierte sich jedoch auch als Bürgerrechtler. Gegen Rassismus, den Vietnamkrieg und für Gleichberechtigung setzte Belafonte sich sowohl an der Seite von Martin Luther King als auch an der von Nelson Mandela ein. Er galt dabei stets als wichtiger Vermittler zwischen der Politik und Öffentlichkeit. Neben seinem Kampf für eine gerechtere Welt, glaubte Belafonte stets an die Macht der Musik: „Ich glaube, Musik ist eines der besten Mittel für Veränderung. Eine der besten Waffen im Arsenal des Guten.“ (Autorin: Simone Unger)
Die Comic-Kultautorin Liv Strömquist greift nach den Sternen
Die Comic Autorin Liv Strömquist ist hierzulande längst Kult. Ihre augenzwinkernden, intensiv recherchierten Graphic Novels sind pure und höchst unterhaltsame Gesellschaftskritik und gehören zu den erfolgreichsten Graphic Novels weltweit. Mit unbändiger Freude am Wortwitz und mit berechtigter Wut, erforscht die Schwedin Zusammenhänge zwischen Macht, Lust und Scham und schreckt nicht davor zurück, die Helden unserer Kulturgeschichte zu dekonstruieren. 2017 gelingt Strömquist eine treffsichere Geschlechterkritik: In „Der Ursprung der Welt“ erzählt sie, charmant doch zugleich entlarvend, eine bizarre Kulturgeschichte der Vulva – von der Bibel bis Freud, vom unbeholfenen Biologieunterricht bis hin zu aktueller Tamponwerbung – und wird ungewollt zur Tabu-Brecherin. Ihr Stil verblüfft und bannt zugleich: mit schlichten, ausdrucksstarken Zeichnungen. Mit ihrem neuen Werk „Liv Strömquists Astrologie“ greift die Kultautorin nach den Sternen, zieht hemmungslos über die Tierkreiszeichen her, erklärt nebenbei den Hype um Horoskope und zeigt, dass Astrologie dabei helfen kann, sich und andere nicht allzu ernst zu nehmen. (Autorin: Susanne Radelhof)
Moderation: Max Moor
„ttt – titel thesen temperamente“ ist am Sendetag ab 20:00 Uhr in der ARD-Mediathek verfügbar.
Im Internet unter www.DasErste.de/ttt
Redaktion: Matthias Morgenthaler / Jens-Uwe Korsowksy (MDR)
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Quelle: ots